Die Neurologen setzen bei der Therapie der Multiplen Sklerose (MS) auf neue immunmodulierende Antikörper: Den Preis für das Innovativste Produkt teilen sich 2017 Zinbryta® von Biogen und Ocrevus® von Roche Pharma. Die Facharztgruppe verlieh Biogen außerdem die „Goldene Tablette“ für das beste Pharmaunternehmen.
Auf die Frage nach dem innovativsten Produkt 2017 nannten 8% der Neurologen das Depot-Neuroleptikum Trevicta® von Janssen-Cilag. Damit erreichte Trevicta®, das die Langzeitbehandlung von Patienten mit Schizophrenie erleichtert, den dritten Platz in der diesjährigen Pharma Trend-Studie. Jeweils 20% der Neurologen sahen indes die größte Innovation in neuen Immuntherapeutika der Multiplen Sklerose.
Wir freuen uns, dass wir mit Zinbryta eine neue Option zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose für die Ärzte und die Patienten zur Verfügung stellen können“, so Georg Okroy, Director Sales Biogen.
Der Wirkmechanismus von Zinbryta® (Daclizumab) ist hochspezifisch und bislang einzigartig: der humanisierte monoklonale IgG1-Antikörper blockiert die CD25-Untereinheit des Interleukin-2-Rezeptors und verhindert so die Aktivierung autoreaktiver T-Zellen durch Interleukin-2. Gleichzeitig wird die Aktivität immunregulatorischer Killerzellen gestärkt. Als „Robin Hood des Immunsystems“, der von den „schlechten“ Immunzellen nehme und die nützlichen mehre, habe der renommierte Dresdner Neurologe Prof. Ziemssen Zinbryta® charakterisiert, so Okroy. Head-to-Head Studien haben bestätigt, dass Daclizumab die jährliche Schubrate der MS-Patienten stärker senkt als ein Interferonpräparat.
Georg Okroy, Leiter Vertrieb Biogen, auf der Preisverleihung © Eurecon Verlag / Wilfried Feder
Mit Zinbryta® ergänzt Biogen sein schon sechs spezifische Medikamente umfassendes Portfolio zur MS-Therapie. Das Unternehmen arbeite außerdem intensiv an therapeutischen Innovationen gegen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, aber auch gegen seltene neurologische Erkrankungen, berichtete Prof. Dr. Andreas Schmid, Medical Director Biogen. Hinsichtlich Innovationskraft, aber auch Servicequalität steht das Ismaninger Unternehmen damit bei 27% der Neurologen an der Spitze und gewinnt den diesjährigen Award „Goldene Tablette“, vor Novartis Pharma (16%) und Janssen-Cilag (8%).
Im Gegensatz zur schubförmigen MS entwickeln sich die neurologischen Symptome bei der primär progredienten multiplen Sklerose (PPMS) schleichend. Diese Unterform der MS galt bis dato als nicht behandelbar. Ocrevus® (Ocrelizumab) von Roche Pharma ist das erste und einzige Arzneimittel, das gegen beide Verlaufsformen der MS wirkt. Daher würdigten weitere 20% der befragten Neurologen Ocrevus® als ihr innovativstes Produkt 2017 – obgleich das Arzneimittel bis dato in Europa nicht zugelassen ist. Die amerikanische FDA hingegen habe den Ärzten und Patienten den Zugang zur neuen Therapie In einem beschleunigten Zulassungsverfahren schon geschaffen, betonte bei der Preisverleihung Dr. Peter Amann, Franchise Lead Neuroscience von Roche Pharma.
Auch Ocrelizumab zeichnet sich durch einen spezifischen immunmodulierenden Mechanismus aus: Der humanisierte, monoklonale Antikörper zerstört gezielt B-Zellen, die das glykosylierte Phosphoprotein CD20 an ihrer Oberfläche tragen. Diese spielen als Aktivatoren autoreaktiver T-Zellen eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Multiplen Sklerose. Die Bildung gesunder B-Zellen und deren Rolle für das Gedächtnis des Immunsystems soll unbehelligt bleiben.
Die Redaktion des PharmaBarometer berichtet über aktuelle Entwicklungen in der Pharmabranche, insbesondere zu den Schwerpunktthemen Innovation und Nachhaltigkeit.