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Nachhaltigkeitsberichte

Nachhaltigkeitsberichte in der Gesundheitsbranche: ein neues Marketingtool? Unter die Lupe bitte!

Was vor drei Dekaden mit den Umweltberichten begann und in den Neunzigern um die Sozialberichte erweitert wurde, wird heute in Nachhaltigkeitsberichten erfasst. Auch die Gesundheitsbranche hat die Berichtserstattung über Nachhaltigkeit für sich entdeckt. So berichten nicht nur die börsennotierten Pharmaunternehmen, sondern auch mittelständische Unternehmen, Krankenkassen, und mitunter auch Kliniken. Denn die Branche hat erkannt, dass man mit der Kommunikation über Nachhaltigkeit seine Reputation verbessern und ein positives Image zunehmend essenziell für die Kundenbindung ist.

Bislang besteht für Unternehmen noch keine Verpflichtung, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Börsennotierte Unternehmen stehen lediglich in der Pflicht, Finanzdaten an Investoren und Shareholder zu kommunizieren. Doch hierzulande berichtet schon fast die gesamte Gesundheitsbranche über eigenes verantwortungsvolles Handeln. Denn nicht nur Anleger,  Geschäftspartner und Analysten wünschen sich Transparenz. Auch Konsumenten möchten informiert bleiben betreffend Umweltschutz und gesellschaftlicher Verantwortung.

Zunehmend lässt sich auch feststellen, dass gesellschaftliche Verantwortung nicht mehr separat kommuniziert wird, sondern der Trend hin zur integrierten Berichterstattung geht. Um die Finanzkraft und die Tragfähigkeit eines Unternehmens einschätzen zu können, verlangen vermehrt Investoren einen umfassenden Bericht über Finanzen, Umweltschutz und gesellschaftliche Verantwortung. Das Pilotprojekt „Integrierte Berichterstattung“ des International Integrated Reporting Council (IIRC) testet derzeit die integrierte Berichterstattung. Mit dabei sind auch globale Unternehmen aus der Pharmaindustrie.

Dass die Berichterstattung von Großunternehmen bei weitem umfangreicher ist als bei kleinen und mittelständischen Unternehmen,  lässt sich darauf zurück führen, dass Großunternehmen weitaus größere finanzielle und humane Kapazitäten für Nachhaltigkeit bereitstellen können. Doch eine Veränderung ist auch im Mittelstand schon zu erkennen. Auch mittelständische Unternehmen werden zunehmend mit Nachfragen nach den sozialen Bedingungen ihrer Vorlieferanten oder der Umweltverträglichkeit der Rohstoffe konfrontiert. So sieht man also schon heute immer mehr Mittelständler, die ihr Unternehmen nachhaltig ausrichten und die Berichterstattung als Wettbewerbsvorteil nutzen.

Doch nur ernsthaftes nachhaltiges Engagement im Kerngeschäft und dessen wahrheitsgetreue Berichterstattung wird sich im Wettbewerb um den Konsumenten behaupten können. Kritiker fürchten die Berichterstattung als greenwashing tool, bei dem mehr auf das Aussehen und das Design des Berichtes geachtet wird, statt auf seinen wahrheitsgetreuen Inhalt. Leser sollten in Nachhaltigkeitsberichten, neben erfolgreichen grünen Projekten auch kritische und weniger erfolgreiche Themen zu lesen bekommen. Um den Nachhaltigkeitsbericht glaubwürdiger erscheinen zu lassen, wenden viele Berichterstatter die Leitlinien der GRI (Global Reporting Initiative) an.

Der GRI-Index ist der international anerkannte Leitfaden für die gesellschaftsbezogene Berichterstattung. Der Katalog enthält gut 120 Indikatoren und umfasst die drei Nachhaltigkeitssäulen. GRI bewertet jedoch ausschließlich, wie berichtet wird, nicht aber, was berichtet wird. Nur unabhängige Zertifikate, wie zum Beispiel DIN EN ISO 14001 oder OHSAS 18001, können dem Unternehmen die Glaubwürdigkeit bestätigen, dass sie wahrheitsgemäß Auskunft geben über ihre Bestrebungen in den Bereichen Umwelt und Soziales. Nur Unternehmen, die alle Indikatoren berücksichtigen und dieses durch unabhängige Prüfer bescheinigen lassen, erhalten die Note A+. Auch das IÖW (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) und die Unternehmensinitiative future bewerten Nachhaltigkeitsberichte seit 1994 in punkto Wahrhaftigkeit ebenso wie nach Aufbau, Struktur und Transparenz. Solch eine Beurteilung durch Dritte wertet den Nachhaltigkeitsbericht enorm auf, bescheinigt Aufrichtigkeit und schenkt Glaubwürdigkeit.

Ein solcher ehrlicher Bericht wird das Renommee eines Unternehmens weit dauerhafter beeinflussen als schönmalerische Werbekampagnen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung

Pro: Contra:
Verantwortung und Engagement sichtbar machen keine verbindlichen Regeln, wie und über was berichtet werden muss
Transparenz und Glaubwürdigkeit Greenwashing, da keine Nachweise über nachhaltiges ethisches Handeln eingefordert  werden
Kommunikationswettbewerb Nachhaltigkeit ist keine PR

 

Weiterführende Informationen
www.globalreporting.org
www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de
www.theiirc.org

Bildquellen:

  • iStock_000053535254_Small: ©iStock.com/vitomirov
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