Unternehmensverantwortung (engl. Corporate Social Responsibility, kurz CSR) ist in jedermanns Munde.
Von der Konsumgüterindustrie bis hin zur petrochemischen Industrie – jede Branche versucht sich in CSR. Verantwortungsvolles Unternehmertum befördert Differenzierungsmöglichkeiten im Wettbewerb. Ein verbessertes Unternehmensimage verspricht Profitmaximierung! Die Unternehmen sind derzeit geradezu darauf erpicht, sich sozial und / oder für die Umwelt zu engagieren. Auch bei der Pharmaindustrie mit ihrer steten Medienaufmerksamkeit steht CSR hoch im Kurs. Doch mit dem Aufschwung der unternehmerischen Weltverbesserer gelangt CSR auch zunehmend in die Kritik jener, die Unternehmen einzig der Verantwortung zur Profitmaximierung beschuldigen.
So verwundert es kaum, dass die genaue Definition von CSR in der Diskussion noch stark umstritten ist. Sie umfasst grundsätzlich die verschiedensten Bereiche des unternehmerischen Handelns, welche allerdings je nach präferierter Ideologie des Verfassers unterschiedliche Gewichtung erfahren. So wird CSR einerseits als Modebegriff kritisiert, der Wettbewerbsvorteile verschaffen soll oder der Kostenreduzierung durch Ressourceneinsparung dient. Wenn CSR nur ein Instrument zur Gewinnerzielung darstelle, sei kein Paradigmenwechsel hin zu echter nachhaltiger Wirtschaftsweise zu erwarten. S. B. Banerjee, Management-Professor der University of Western Sydney, dagegen plädiert für ein Unternehmen als ökonomische Einheit und als Förderer der sozialen Wohlfahrt. CSR äußere sich „in der Produktion sicherer und nützlicher Produkte, im Verzicht auf staatliche Unterstützungszahlungen und in der Vermeidung von Steuervergehen, in der Sicherung von Arbeitsplätzen auf sozialverträglichem Lohnniveau, in der Internalisierung von Umwelt- und Sozialkosten und im Verzicht auf politische Einflussnahme seitens der Unternehmen“.
In der Diskussion unstrittig gehen Umweltschutz, soziales Engagement und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens Hand in Hand.
Die Diskussion um CSR begann etwa Mitte der 1980er, vorangetrieben von der Forderung nach Unternehmenstransparenz für Kunden und Öffentlichkeit und seinerzeit getragen von einer kritischen Betrachtung der reinen Gewinnorientierung von Unternehmen. Die Globalisierung der Märkte und die Orientierung der Anleger hin zu nachhaltigen Geldanlagen waren gleichfalls Triebkräfte für die Nachfrage nach verantwortungsvollem Unternehmertum.
Doch wie hat die Pharmabranche auf das neue „it-word“ im Unternehmerjargon reagiert?
Durch den besonders großen Ressourcenbedarf und Energieeinsatz der Pharmafirmen, sowie den Einfluss des gesamten Medikamentenkreislaufes auf die Umwelt, steht die Branche seit jeher im kritischen Blick der Gesellschaft und der Medien.
Bei den führenden Pharmaunternehmen ist mit Beginn der Diskussion um CSR zunehmend der Trend spürbar, gesellschaftliche und umweltpolitische Verantwortung zu übernehmen. Hierzu trumpfen viele Pharmaunternehmen mit Umweltmanagementsystemen auf oder der Unterstützung von ärztlicher Versorgung und Medikamenten in Entwicklungsländern, welche in veröffentlichten Jahresberichten über die unternehmerische Verantwortung hervorgehoben werden. Die Nachrichtenagentur CSR-NEWS.net berichtete 2008, dass 17 der 24 größten Pharmaunternehmen jährliche CSR – Berichte aufbereiten.
CSR muss die 5 Ebenen berücksichtigen, welche durch unternehmerisches Handeln berührt werden:
- die philanthropische Verantwortung: die gesellschaftliche Verpflichtung durch finanzielle Unterstützung von sozialen Einrichtungen, Hilfsorganisationen oder Bildungsinstituten.
- die ethische Verantwortung: Einhaltung und Wahrung moralischer Normen und Werten der Gesellschaft in der Unternehmensorganisation und der Unternehmenstätigkeiten.
- die rechtliche Verantwortung: durch die Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben.
- die ökologische Verantwortung: in Umweltschutz, Risikomanagement und Ressourcennutzung
- die ökonomische Verantwortung: gegenüber den Eignern auf Profitmaximierung.
Da CSR die gesamte strategische Ausrichtung des Unternehmens beeinflusst, kann dies nur Thema des Top-Managements sein.
Als Leitfaden für die Umsetzung von CSR in Unternehmen kann heute die ISO 26.000 der International Organization of Standardization gelten. Zusätzlich können sich Unternehmen von Organisationen wie „Climate Counts“ oder „Responsible Care“ auszeichnen lassen, welche die Energieeffizienz und die Unternehmensverantwortung beurteilen.
Weiterführende Informationen:
Subhabrata Bobby Banerjee (2007): Corporate Social Responsibility, the Good, the Bad and the Ugly. Cheltenham: Edward Elgar Publishing
Seit 2010 schreibt Johanna Jung für den PharmaBarometer im Ressort Nachhaltigkeit. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin der JJ Sustainability GmbH, eine Nachhaltigkeitsberatung mit Sitz in München. Sie ist ausgebildete Nachhaltigkeits- und Umweltmanagementbeauftragte und unterstützt Unternehmen in Nachhaltigkeit, zukunftsfähigen Wirtschaftens und unternehmerischer Verantwortung. Als Schulungspartnerin und Mentorin betreut sie Unternehmen in der Umsetzung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und bietet neben der Erstellung einer Entsprechenserklärung auch Schulungen und Informationsveranstaltungen zum DNK an. Im März 2021 wurde sie im Eurecon Verlag zur Prokuristin bestellt.
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