Zum Inhalt springen

Forschung gegen Diabetes macht Fortschritte

  • 4 min Lesezeit
  • von

Weltweit anerkanntes Deutsches Zentrum für Diabetesforschung bringt Ergebnisse schneller in die Praxis

Diabetes gehört mit etwa 6 Millionen Patienten und einer sehr hohen Dunkelziffer zu den am stärksten verbreiteten Volkskrankheiten in Deutschland. Deshalb bildet die Erforschung von Diabetes einen Schwerpunkt in der Gesundheitsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Mit dem 2009 gegründeten Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) ist es gelungen, Fortschritte bei Prävention und Heilung dieser Krankheit zu machen. „Mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung ist Deutschland weltweit Vorreiter. So ist es gelungen, Ergebnisse der Grundlagenforschung schneller in die Anwendung zu bringen und praktische Hilfe zu leisten“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka anlässlich des Welt-Diabetes-Tages am 14. November.

Unter dem Dach oder in Kooperation mit dem DZD sind zahlreiche konkrete Erkenntnisse erzielt worden:

  • Der DIfE Deutscher Diabetes-Risiko-Test, entwickelt am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), ist deutlich aussagekräftiger geworden. Der Fragebogen erlaubt eine Einschätzung des persönlichen Risikos, in den kommenden 5 Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken und  zeigt auch individuelle Möglichkeiten zur Senkung des Risikos und somit zu einer gezielten Vorsorge auf. Der Test ist abrufbar unter dzd-ev.de.
  • Jüngste DZD-Forschungen zeigen, dass sich die Lebensweise der Eltern weitervererbt und es damit entscheidend auf Vorsorge ankommt. Am Helmholtz Zentrum München zeigten Studien, dass eine veränderte Genaktivität bedingt durch fettreiche Ernährung direkt auf die nächste Generation vererbt wird – und zwar unabhängig von Schwangerschaft und Lebensstil in der Kindheit. Epigenetische Mechanismen spielen also bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes eine größere Rolle als bisher angenommen. Das vom Bund zu 90 Prozent finanzierte Helmholtz Zentrum München leistet als Partnereinrichtung des DZD erhebliche Beiträge zur Diabetesforschung.
  • Schwangerschaftsdiabetes kann nicht nur zu Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt führen. Auch steigt das Risiko der Frau, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Jede zweite Mutter mit einem Schwangerschaftsdiabetes entwickelt innerhalb von zehn Jahren nach Entbindung einen Typ-2-Diabetes. Jüngste Forschungen des Kompetenznetzes Diabetes mellitus zeigen, dass sich dieses Risiko deutlich reduzieren lässt, und zwar um mehr als 40 Prozent – durch Stillen. Aktuell arbeiten die Forscher daran, welche Mechanismen genau für den schützenden Langzeiteffekt des Stillens verantwortlich sind. Das Forschungsministerium fördert das Kompetenznetz, das erfolgreich neue Wege zur Prävention, Früherkennung und Behandlung von Diabetes entwickelt, seit 2008. Das Kompetenznetz wird in Zukunft  Teil des DZD.
  • Erfolgreich getestet wurde ein neuer medikamentöser Therapieansatz zur Behandlung der Fettlebererkrankung. Eine klinische Studie, die in Kooperation von DZD-Wissenschaftlern der Medizinischen Klinik IV in Tübingen, des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf und DIfE mit Kollegen der Medizinischen Universität Wien und der Firma F. Hoffmann-La Roche durchgeführt wurde, ergab eine Senkung des Fettgehaltes. Da nicht jeder Mensch gleich gut von mehr Sport und gesünderer Ernährung profitiert, müssen auch die Medikamente weiterentwickelt werden.
  • Ein Molekül, das die Wirkung von zwei Darmhormonen vereint und optimiert, führte in einer ersten Studie zu einer Verbesserung des Stoffwechsels, was sich in einer deutlichen Gewichtsabnahme, niedrigeren Blutfettwerten und einem gesenkten Blutzuckerspiegel zeigte. Diese Forschungsergebnisse von DZD-Wissenschaftlern am Helmholtz Zentrum München, Kollegen der Technischen Universität München und Wissenschaftlern in den USA könnten den Grundstein für ein neues Medikament gegen Diabetes Typ-2 bilden.
  • Wie Untersuchungen von Münchner DZD-Wissenschaftlern an Kindern mit einem erhöhten Diabetesrisiko zeigen, sind bereits im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren im Blut charakteristische Autoantikörper als Vorboten der Typ-1-Diabetes nachweisbar. Im Rahmen der Fri1da-Studie, die dieser Tage in München gestartet wurde, bieten die DZD-Wissenschaftler für alle Kinder von zwei bis fünf in Bayern erstmals eine kostenlose Untersuchung zur Früherkennung des Typ-1-Diabetes an.
  • Erstmals gelang es DZD-Forschern an der Technischen Universität in Dresden einen Patienten mit Typ-1-Diabetes über fast ein Jahr mit Insulin aus einem implantierten Bio-Reaktor zu versorgen. In dieser Kapsel befinden sich gespendete Betazellen, die den Körper je nach Bedarf automatisch mit Insulin versorgen. Eine spezielle Membran erspart dem Patienten dabei eine riskante medikamentöse Unterdrückung einer Immunantwort, die normalerweise bei Transplantationen von Nöten ist. Damit legt das Team den Grundstein für ein neues System in der Diabetestherapie.

Das DZD wurde 2009 auf Initiative des BMBF gegründet. Der Bund hat bis 2014 über 60 Millionen Euro in den Aufbau dieses Zentrums investiert. Von 2015 an erhält das DZD 30 Millionen Euro pro Jahr vom BMBF. Dabei tragen der Bund 90 Prozent und die Sitzländer der DZD-Partnereinrichtungen 10 Prozent der Finanzierung. Der Ansatz, Ergebnissen aus der Grundlagenforschung schneller in die klinische Anwendung zu bringen, wurde durch internationale, renommierte Gutachter bei der Evaluation des DZD am 6. und 7. November 2014 in Berlin besonders gelobt.

Bildquellen:

  • TIRF Mikroskopie: ©Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.